Hinweis: Das Hygienekonzept wurde während der Covid-19-Pandemie entwickelt. Obwohl die Vorschriften derzeit nicht in Kraft sind, enthält das Konzept dennoch nützliche Informationen und Leitlinien.
F1. Einleitung
Ob in Pandemiezeiten oder nicht Veranstaltungen sind Hotspots für das übertragen von Krankheiten. Ein durchachtes Hygienekonzept hilft dabei Gäste und Personal zu schützen, damit Kunst und Kulturveranstaltungen möglichst sicher stattfinden können.Warum braucht es ein Hygienekonzept? Die Folgen eines unzureichenden Hygienekonzepts treten leider erst Tage nach der Veranstaltung auf, weshalb sie oft nur schwer quantifizierbar sind. Jedoch können bereits einzelne infizierte Personen mit hoher Virenlast im Nasen-Rachen-Raum bei ausreichend engem Kontakt hunderte weitere Personen infizieren. Beispiele wie das Verknipt-Festival in den Niederlanden oder diverse Ausbrüche in Veranstaltungsräumen zeigen wie schnell sich COVID-19 und im Besonderen die δ-Variante, gerade bei Tanz/Musikveranstaltungen mit hohem Kontakt der Gäste verbreitet. Auch wenn der Altersschnitt und das damit verbundene Risiko einer schweren Erkrankung niedriger ist als in der Allgemeinbevölkerung, „long COVID“ und die damit einhergehenden Einschränkungen treten in jeder Altersgruppe auf. Des Weiteren sind Personen die sich auf Veranstaltungen anstecken potentielle Überträger in andere Räume und Netzwerke. Aber auch abseits von COVID-19 ist ein durchdachtes Hygienekonzept ein gewinn für alle. Jedes Jahr fallen Festivals wegen anderen Pathogenen aus. Besonders das Norovirus hat in den letzten Jahren zum Ausfall einiger Festivals und Veranstaltungen geführt. Es ist wichtig zu erkennen das Kulturveranstaltungen Räume sind in denen sich Pathogene besonders gut verbreiten und die Gäste und das Personal entsprechend besonders Geschütz werden muss.
F2. Sicherheitsmaßnahmen und Einlassbeschränkungen
Generell kann von zwei verschiedenen Sicherheitsansätzen gesprochen werden.
- Aktive Sicherheitskonzepte versuchen die Übertragung im Raum selbst zu verhindern. Darunter fallen Maßnahmen wie Sicherheitsabstände, das Tragen von Masken, Rumluftfilter/Lüftungssysteme etc. Durch sie wird der Virentiter in der Raumluft und so das unmittelbare Infektionsrisiko gesenkt.
Hierbei ist zu beachten, dass die Wirksamkeit von aktiven Maßnahmen stark vom Veranstaltungsort abhängt.
- Präventive Sicherheitskonzepte versuchen zu verhindern das es Überträger (Vektoren) im zu sichernden Raum gibt. Solche Maßnahmen umfassen z.B. ein PCR/Antigen-Testen, oder Fieber messen der Gäste.
Aktive Sicherheitskonzepte
Maskenpflicht
Senkt das Unmittelbare Infektionsrisiko durch verminderten Ausstoß von Virenpartikeln und geringere Durchmischung der der Raumluft beim Ausatmen. Gerade an Orten wo viele Menschen auf engem Raum stehen sind Masken angebracht. Es ist wichtig das die Sicherheitsmaske richtig sitzt. Dies zu kontrollieren ist oft schwer umzusetzen und braucht extra Personal. FFP2 Masken sind zu empfehlen OP-Masken bieten nur einen sehr begrenzten Schutz. Gerade bei geschlossenen Räumen steigt das Infektionsrisiko nach einiger Zeit trotz Masken stark, da Virenpartikel trotzdem in Die Raumluft gelangen und sich dort Anreichern.
Belüftung und Abstände
Das Filtern und Austauschen der Raumluft ist ebenfalls eine Gute Maßnahme da der Virentiter in der Luft fällt in Frankreich wurde so die Ansteckungsrate in Krankenhäusern stark gesenkt. Allerdings ist es dabei wichtig das die Luftbewegung von den Gästen weg (am besten nach oben geht) sonst kann eine Lüftung das Gegenteil bewirken.
Wo sie Umsetzbar sind, sind räumliche Mittel wie Sicherheitsabstände und Schutzscheiben ein guter Weg die Sicherheit der Gäste zu erhöhen. Hierbei spielt die Luftsituation aber eine entscheidende Rolle. Ist ein Luftaustausch (z.B. in Innenräumen) nicht ausreichend Gewährleistet hilft auch ein Sicherheitsabstand nur sehr begrenzt. Ob in Pandemischen Zeiten oder nicht das Sauberhalten von Oberflächen ob in Sanitäranlagen oder im Barbereich ist immer eine gute Idee. Gegen COVID-19 empfiehlt sich begrenzt viruzides Desinfektionsmittel.
Präventive Sicherheitsmaßnahmen / Tests
Wie ergibt sich die Wirksamkeit von Tests?
Covidtests haben zwei wichtige Eigenschaften:
- Sensibilität gibt an wie gut das Ziel erkannt wird.
- Spezifizität gibt an wie genau der Test von anderen Ähnlichen Zielen unterscheidet.
Daraus folgen die Raten für falschpositive (Nicht erkrankt – Ergebnis positiv) und falschnegative (erkrankt -Ergebnis negativ). Letzteres ist im Veranstaltungskontext besonders schwerwiegend, weil diese Personen potentiell infektiös sind sich aber in Sicherheit wiegen. Wichtig ist: ein Test ist nur so gut wie das Testsample. Ein schlechter Abstrich mit wenig Analysematerial führt möglicherweise zu einem falsch-negativen Tests Ergebnis.
Antigentests
Antigentest beruhen auf der mechanischen Koppelung des Ziel-Analyt an Antikörper welche ein Signalmolekül an ihrer Fc-Region tragen. Sie sind vergleichsweise Günstig und einfach Anzuwenden. Ihre Sensibilität liegt im Marktschnitt bei 70% bei symptomatischen Patienten. Von 10 Personen werden also im Schnitt nur 7 erkannt. Sie helfen also auf einer Metaebene in einer getesteten Personengruppe. Sie können das Infektionsrisiko jedoch nur Senken. Antigentest geben nur eine qualitative Aussage, sprich Signal Ja oder Nein.
Lumirax Antigentests
Sind eine weiterentwickelte Form des Antigentests bei denen das Ergebnis maschinell ausgewertet wird. Sie sind teurer und es braucht entsprechendes Auswertungsequipment bieten jedoch eine leicht erhöhte Sensitivität.
PCR-Test
Beruhen auf der Isolierung und der exponentiellen Vermehrung von viralem Erbgut. Erstellte Kopien enthalten Moleküle deren Signal ab einer gewissen Konzentration messbar wird. Aus der Zeit bis zur ersten Messung lässt sich die ursprüngliche Virenkonzentration im Sample bestimmen. Es ist die genaueste Form der Analyse welche im großen Maßstab eingesetzt wird. Die technischen Hürden sind jedoch deutlich höher als beim Antigentest, da es ein Labor, Equipment und geschultes Personal braucht. Dafür bietet der PCR-Test bei sauberer Durchführung eine fast hunderprozentige Sensitivität und ist auch spezifisch gegenüber verwandten Corona Viren (weniger falsch positive). Mit ihm ist neben der qualitativen Analyse auch eine quantitative Analyse möglich. Ebenfalls besonders vorteilhaft ist, dass sich so Personen während der Inkubationsphase identifizieren lassen bevor sie Ansteckend werden, was besonders für mehrtägige Veranstaltungen wichtig ist.
PCR-Test bieten bei kompletter Testung von Belegschaft und Gästen aktuell die Einzige Möglichkeit absolut sichere Veranstaltungen durchzuführen.
Impfung
Impfungen sind das beste Mittel was unserer Gesellschaft in dieser Pandemie zur Verfügung steht. Sie verringern das Ansteckungsrisiko zwar nur um 30% allerdings senken sie das Risiko von schweren Erkrankungen bis zu 90% (stand Sep21). Impfen alleine ersetzt leider nicht die nötigen Sicherheitsmaßnahmen.
F3. Welche Zugangsregelungen gibt es?
- Das 3G Verfahren sieht im Moment Impfung/Gensung/Testung von Gästen vor.
- Bei 2G berechtigt ein gültiger Test nicht zum Eintritt.
- Für 2G+1 werden ein Tagesaktueller Test (Antigen/PCR), sowie ein gültiges Impf- oder Genesungszertifikat benötigt.
Für Personen unter 18 Jahren gelten derzeit 2G-Regeln nicht. Für sie reicht auch ein negativer Test.
Hierbei ist wichtig das es einen starken qualitativen Unterschied zwischen PCR und Antigentest gibt. Bei Antigentest sind weitere Sicherheitsmaßnahmen notwendig. Generell ist es zu empfehlen alle beteiligten Personen getestet werden, da eine Impfung/Genesung zwar gut vor Schwerer Erkrankung aber nicht vor (erneuter) Infektion/Weitergabe schütz.
3G Zutritt mit einem von
- mit negativen Point-of-Care (PoC)-Antigen-Test für Veranstaltungen/ Pcr-Test
- Nachweis einer vollständigen Impfung, die mindestens 14 Tage zurückliegt
- Genesenen-Status
2G Zutritt mit
- Nachweis einer vollständigen Impfung, die mindestens 14 Tage zurückliegt
- Genesenen-Status
- Bei Indoor-Tanzveranstaltungen Pflicht
2G+1 Zutritt mit
- Nachweis einer vollständigen Impfung, die mindestens 14 Tage zurückliegt
- Genesenen-Status
- negativen Point-of-Care (PoC)-Antigen-Test für Veranstaltungen / Pcr-Test
Wann sollten Masken getragen werden?
Das Tragen von Masken empfiehlt sich immer dann, wenn mehrere Personen auf engem Raum zusammenkommen, oder in Geschlossenen Räumen. So besteht immer dann eine Maskenpflicht, wenn Mindestabständen nicht eingehalten werden können oder es in Innenräumen keine entsprechende Lüftungsanlage gibt. Unter 2G-Bedingungen und für Kinder unter 15 Jahren entfällt gesetzlich die Maskenpflicht. Wirklich Sinn macht das nicht Tragen von Masken allerdings erst bei 2G+.
Rechtliche Anforderungen zur Hygiene bei Veranstaltungen
In Deutschland sind die Hygienevorschriften auf Veranstaltungen durch das Infektionsschutzgesetz geregelt. Zusätzlich bestimmen die Bundesländer lokal zuständige Behörden.
Die Hygieneanforderungen sind hier je nach Veranstaltung sehr individuell. So regelt in Berlin die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe die Coronavorschriften wie folgt. Link Es werden folgende Vorbereitungen vorausgesetzt: Veranstaltungsbeschreibung mit inhaltlichem, räumlichem und zeitlichem Ablauf Gefährdungsbeurteilung unter hygienischen Gesichtspunkten Festlegung von Zugangsvoraussetzungen Festlegung der Maßnahmen Reinigungs- und Desinfektionsplan Arbeitsanweisungen zu Hygienemaßnahmen Festlegung notwendiger Unterweisungen Lüftungskonzept für den konkreten Veranstaltungsort
Es gilt ebenfalls die 3. SARS-CoV2 Coronaschutzmaßnahmenverordnung. Im Besonderen §29.
F4. Erstellen von Hygienekonzepten
Welchen Einfluss hat die Größe der Veranstaltung?
Die geltenden Beschränkungen ändern sich je nach pandemischer Lage (siehe 3.) Stand Okt21 dürfen 2.000 BesucherInnen im Freien und 1.000 BesucherInnen in Geschlossenen Räumen zusammenkommen. Bei Veranstaltungen mit über 2000 Gästen braucht es eine besondere Genehmigung der Berliner Senatsverwaltung und 2G-Bedingungen. Wie erleichtern ich das Einhalten der Sicherheitmaßnahmen? Es ist schwierig Sicherheitsmaßnahmen in großen Gruppen umzusetzen deshalb braucht es kreative Ansätze um das Einhalten der Regeln zu erleichtern. So kann z.B. Maskenschmücken angeboten werden oder Sitzgelegenheiten werden so angebracht, dass Personen leicht versetzt mit genug Abstand sitzen und sich trotzdem gut unterhalten können. Das Markieren von Getränken mit Stickern oder Markern hilft nicht ungewollt Getränke zu tauschen, was auch sonst eine gute Idee ist. Wichtig ist auch das die Regeln gut kommuniziert werden. Gut lesbare Aushänge und Posts/Nachrichten im Vorfeld helfen Missverständnisse zu Vermeiden. Ein Ampelsystem an Bühnen welche den BesucherInnen anzeigt wenn es zu voll wird oder verkleidete OrdnerInnen können entspannt Aufmerksamkeit schaffen.
Mögliche Maßnahmen für eine Outdoor Veranstaltung
Als Beispiel für eine ganztägige durchgängige Tanzveranstaltung mit mehreren Bühnen und Bar
- 2G+1-Bedingungen. Kontakt und Anschrift der BesucherInnen wird Notiert. Falls sie nicht zur Nachverfolgung benötigt werden, werden diese danach Gelöscht. Datenschutz ist sehr wichtig.
- Identifiziert besonders exponierte Infektionspunkte, z.B. Einlass, Barschlange, Tresen Sanitäranlage. An diesen Orten machen Masken besonders Sinn.
- Regelmäßige Desinfektion viel berührter Oberflächen sowie der Sanitäranlagen mit begrenzt viruziden Desinfektionsmitteln.
- Nach Versammlungsstättenverordnung Teil2 Abschnitt 3 §12 sollten ausreichend Sanitäranlagen zur Verfügung gestellt werden.
- Bereitstellen von Handwasch- und Handdesinfektionsmöglichkeiten im Eingang, Bar und Sanitärbereich.
- Tanzfläche groß anlegen damit die Gäste nicht zu dicht Tanzen.
- Kreative Konzepte wie Ampeln (Wilde Möhre) oder Einbau in Video-mapping (Dusk-Till-Dawn) helfen dabei mit allen BesucherInnen zu kommunizieren, ohne alle Gäste einzeln ansprechen zu müssen.
- Bei Sitz-gelegenheiten auf Äbstände achteten um Crowding zu verhindern. Es macht Sinn die einzelnen Elemente in Größe und Anordnung so zu platzieren, dass Peer Gruppen sich zusammensetzen können.
- Stifte zur Markierung von Getränken an der Bar auslegen.
- BesucherInnen werden im Vorfeld und am Einlass über die geltenden Coronaregeln informiert und ein erneuter Test 4 Tage nach der Veranstaltung wird empfohlen.
F5. Mehr Information
- Versammlungsstättenverordnung
- Infektionsschutzgesetz
- Informationen zum Coronavirus (Covid-19) der Senatskanlei Berlin
- SARS-CoV2 Coronaschutzmaßnahmenverordnung
- Infos beim RBB
- Aktuelles Info-Update der CDC
- Vergleich von PCR-Systemen